Was bedeutet der Begriff Queerness

Was bedeutet der Begriff „Queerness“?

Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es nur wenige Begriffe zu Geschlecht und sexueller Orientierung, die den Menschen halfen, sich selbst zu definieren. Zum Glück haben sich Sprache und Verständnis weiterentwickelt und es wurden unserem Wortschatz immer mehr identitätsbezogene Wörter hinzugefügt. Ihr habt sicher die Wörter „queer“ oder „Queerness“ schon häufig gehört und möglicherweise auch schon verwendet, um eine sexuelle oder geschlechtliche Orientierung zu beschreiben. Ursprünglich stammt der Begriff „queer“ aus dem Englischen und lässt sich in unsere Sprache mit dem Wort „komisch“ übersetzen. Der Begriff wurde früher als Abwertung von homosexuellen und Trans-Menschen verwendet.

Was aber genau bedeutet der Begriff?

Im Allgemeinen ist „Queerness“ ein Überbegriff, der für Menschen weltweit im LGBTQIA+-Spektrum sowohl eine Orientierung als auch eine Gemeinschaft darstellt. Das Wort „Queerness“ hat sich mittlerweile von einem hasserfüllten Begriff zu einem Synonym für alle LGBTQIA+-Leute gemausert. Der Begriff kann viele Menschen beschreiben, sowohl Einzelpersonen als auch eine Gemeinschaft. Da „queer“ ein so weit gefasster Begriff ist, kann er wohl am besten mit der Freiheit, „das zu sein, wer wir sind“, erklärt werden. Laut Elise Schuster, MPH, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von OkaySo, gilt jede Orientierung oder Identität, die nicht heterosexuell ist, als queer.

Welche Orientierungen fallen unter den Begriff „Queerness“?

In der Regel genügt der Hebamme nach der Geburt eines Kindes ein kurzer Blick auf die äußeren Geschlechtsmerkmale eines Kindes, um ein Geschlecht „Junge oder Mädchen“ in die Geburtsurkunde eintragen zu können. Allerdings gibt es auch Menschen, die bereits bei ihrer Geburt nicht eindeutig männlich oder weiblich sind. Bei manchen zeigt sich das an den äußeren Geschlechtsorganen, bei anderen wiederum passen Hormone, Geschlechtsdrüsen oder innere Geschlechtsorgane nicht zum zweigeschlechtlichen Bild. Daher können Eltern seit einigen Jahren, die Geburtsurkunde ihres Babys ohne Geschlechtsangabe ausstellen lassen. Es ist zudem möglich, dass in die Urkunde „divers“ eintragen wird. Aber Rollenvorstellungen wie „Mann“ oder Frau“ geben vielen Menschen auch heutzutage Sicherheit und vermitteln ein Gefühl von Normalität. Personen, die diese Normen nicht erfüllen können oder wollen, werden im Allgemeinen als „queer“ bezeichnet und als LGBT-Personen zusammengefasst.

Queer ist ein Überbegriff

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis hinein in die frühen 1990-er Jahre wurde der Begriff „queer“ verwendet um die LGBTQ-Community und auch alle anderen, die von den gesellschaftlichen Normen abwichen, zu verachten und sich von ihnen zu distanzieren. Davon wurden alle Altersgruppen beeinflusst und es kam sogar zu Mobbing unter Schulkindern. Trotzdem wurde das Wort „Queerness“ Anfang des 20. Jahrhunderts von homosexuellen Männern zur Selbstidentifikation annektiert. Im Laufe der Jahre entwickelte sich daraus eine umgangssprachliche Bezugnahme auf die Homosexualität. Für viele umfasst der Begriff „Queerness“ heutzutage eine Schnittstelle von Identitäten. Amanda Pasciucco, die Gründerin der „Life Coaching Therapie“, meint beispielsweise, dass das Wort Personen bezeichnet, die sich selbst als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer, intersexuell und/oder asexuell identifizieren; kurz und gut die LGBTQIA+ -Gemeinschaft.

Ist das Wort „queer“ eine Beleidigung?

Wie bereits kurz berichtet, ist das Wort „Queerness“ ein Überbegriff, der viele Bereiche abdeckt. Der flexible Begriff kann wahrscheinlich jeden innerhalb der LGBTQ+-Community beschreiben. Es kann sich sowohl um die sexuelle als auch geschlechtliche Identität einer Person handeln oder um eine Gemeinschaft. Allerdings war „queer“ im späten 19. Jahrhundert ein Wort, das negativ für Homosexuelle verwendet wurde. Damals war es definitiv eine Beleidigung. Das änderte sich in den späten 1980-er Jahren. Damals begannen die Mitglieder der Queer-Nation, das Wort zurückzuerobern und seine Bedeutung zu ändern. Sie gaben den Mitgliedern der LGBT-Community die Bedeutung einer provokativen und politisch radikalen Alternative.

Trotzdem ist es wichtig, herauszufinden, ob Menschen mit dem Begriff einverstanden sind, bevor er für sie verwendet wird. Denn von vielen wird das Wort immer noch als abfälliger Begriff angesehen. Infolgedessen ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Menschen, die queer sind, immer noch nicht wohl dabei fühlen, als solche wahrgenommen zu werden. Laut Amande Pasciucco variiert die Definition von Queerness auch je nachdem, wen man fragt. Trotz Fortschritte ist das Wort nicht unumstritten. Anzumerken gilt es, dass sich aber auch Menschen als „queer“ bezeichnen, die ausschließlich heterosexuellen Beziehungen pflegen.